No. 100: No gypsy blood left

Hundertster Blogeintrag. Jubliäum. Jubel,Trubel, Trunkenheit. Von wegen.

Nach drei Jahren Weltreise ist der Punkt da, an dem ich die Schnauze voll habe. Vom Umherreisen, von dreckigen Hostelduschen, vom südamerikanischen Verkehr der darauf ausgerichtet zu sein scheint möglichst viele Leute umzubringen (oder an Herzinfarkten sterben zu lassen). Genug schlechtes Essen mit anschliessendem Durchfall, genug von 20h-Nachtfahrten in klapprigen Bussen, genug vom ewigen Wo-kommst-du-her-wo-warst-du-schon-überall-Smalltalk. Es gibt tausende von Reiseblogs, Reiseagenturen, "DigitalNomads" die den Reisealltag beschreiben als bestünde er nur aus aneinandergereihten Glücksmomenten, festgehalten mit dem Selfiestick, auf facebook gepostet und von allen bewundert. Ich finde es ist höchste Zeit für eine Art Realitätscheck. In meinem Reiseblog. Du findest das ironisch? Dann hör besser auf zu lesen.

Da stehen wir nun, Montaña Machu Picchu, nach zweistündigem Aufstieg über alte Inkatreppen (Die Inkas hatten keinen Blassen vom sogenannten Trittmas) und sehen: Nichts. Oder naja sagen wir mal weiss. Das ist jetzt nicht viel besser als "Nichts". Grosse dicke nicht endenwollende Wolken. Wo gehts denn hier bitte zur Aussicht?! Drei Stunden warten wir im Nieselregen für einen fünf sekündigen kurzen Schnipsel von Machu Picchu. Danach heisst es wieder Abstieg um die Ruinen von Nahem zu erkunden. Beeindruckend sind die Inka-Ruinen allemal, aber auch eben sowas von überlaufen. Das dazugehörige Dörfchen Aguas Calientes ist ein Touri-Alptraum, der Weg dorthin eine siebenstündige Strapatze die unser Fahrer mit geisteskranken Überholmanövern zu überwinden versucht.

Wenige Zentimenter trennen uns vom entgegenkommenden LKW auf der Gegenfahrbahn, alle kreischen oder klammern sich am Sitz fest. Wie durch ein Wunder schaffen wir es in letzter Sekunde dann doch noch auf unsere Strassenseite und dann platzt mir einfach der Kragen. Ich hatte nicht vor in Peru zu sterben auch wenn ich schon genug schöne Orte dieser Erde erleben durfte habe ich das dringende Bedürfnis noch ein wenig weiterzuleben, und genau das lasse ich den Fahrer, der offensichtlich nicht alle Latten am Zaun hat, auch lautstark wissen. Ausgelaugt, müde und die Nahtod-Erfahrung immer noch in den Knochen wollen wir eigentlich nur noch schnell was essen und dann ab ins Bett. Die vegetarisch angepriesene Gemüsesuppe kommt trozt Vergewisserung natürlich mit Fleisch, eine achselzuckende gleichgültige Bedienung inklusive. Ich hab Tränen in den Augen. Ich bin erschöpft, müde und habe keine Energie mehr mich mit dem Reisealltagswahn auseinanderzusetzen. Das habe ich die letzten 3 Jahre zu genüge getan und oft auch sehr gern, nur jetzt nicht mehr. Jetzt sitze ich traurig und wütend vor einer Quasi-Gemüsesuppe und gestehe mir ein: mein Traum ist vorbei. Ich hab ihn gelebt, ich hab ihn ausgekostet, genossen und ihn nicht einen Tag bereut aber jetzt ist er vorbei. Unglaublich. Zum Glück gibt es bereits andere Träume. Von einem Freundeskreis der DA ist, von einem eigenen Gemüsegarten, von einem Job in dem ich wieder kreativ-produktiv sein kann, von einem Alltag der nicht weniger anstrengend aber etwas mehr berechenbar ist. Meine Energie möchte ich jetzt lieber in ein Leben mit Zuhause stecken anstatt in das Entdecken ferner Länder."No gypsy blood left" nennt das der Ire der selbst 4 Jahre in der Welt unterwegs war und trifft es damit genau auf den Punkt. Ein Punkt auf den ich drei Jahre lang "hinarbeiten" durfte und über den ich letztenendes auch froh bin.

Die letzten Tropfen meines "gypsy-bloods" kommen in Kolumbien zum Einsatz. Drei Wochen werden wir wahrscheinlich unterwegs sein und natürlich auch mit Bild und Text dokumentieren. Ich hoffe ihr freut euch auf die wahrscheinlich letzten Blogeinträge von unterwegs auf monaaway. Es war toll für euch zu schreiben und ich hab mich über viel Lob eurerseits freuen dürfen. Danke dafür! Ich hoffe ich konnte euch ein wenig inspirieren und ihr packt vielleicht selbst einmal die Koffer um diese atemberaubend schöne Welt zu entdecken. Vielleicht sogar so lange dass auch ihr eines Tages stolz behaupten könnt: "No gypsy blood left!"


Cuzco:

   Plaza de Armas

   San Blas

   Peru: das Land in dem die Menschen manchmal breiter sind als hoch ;-)

    Schubkarrensnacks?

Oder doch lieber gleich das Meerschweinchen vom Grill?

   Hatunrumiyoc - Der einzige Stein in der perfekt bearbeiteten Inkamauer mit 12 Kanten

    und eeeehhhh, ein etwas aussergewoehnlicher Brunnen :-)


Macchu Pichu:

    Ueber Stock und Stein 2 Stunden nach Aguas Calientes laufen

    Wie immer hochmotiviert!


 
 


   Wo Machu Picchu sein sollte sind heute nur Wolken :-(


   Pause!






    Vogeliii

    Wer besichtigt hier wen?



   Inkabruecke

    Ausgekluegelte Wassersyseme




   Mauer mal erotisch?!





    Einfach ein mystischer Ort den man gesehen haben muss!


1 Kommentar: