Es ist nicht alles Gold was glänzt!

Ein Designerhaus zum Niederknien. Eine Aussicht die dir die Sprache verschlägt. Ein Ort zum Wohlfühlen? Fast.
Unsere zweite wwoofing Station heißt "Big Sky" und ist die Vision von Avner, einem Israeli der sich mit dem Designer-Öko-Haus über der Tasman Bay einen Traum erfüllt hat. Die Fenster sind so riesig dass man mehr das Gefühl hat auf einem Berg zu stehen den man gerade erklommen hat. Ohne die Schweissflecken natürlich. Die Einrichtung so minimalistisch und stilvol als waere man aus Versehen in einen Habitat-Katalog gestolpert. Unser Zimmer mit Blick aufs Meer verspricht wundervolle Sonnenauf- und untergänge und das 20qm Bad wollen wir so schnell nicht mehr gegen eine schäbige Hosteldusche tauschen. Meine lieben Arbeitskollegen, die damals ein Haus aus Pappe gebaut hatten um es anschliessend mit "Mona's Ökohaus" zu beschriften, würden wahrscheinlich auf den Knien rutschen um hier einziehen zu dürfen. Die Miete für Bed-and-Breakfast-Gäste beträgt übrigens 200 Dollar pro Nacht.




Der Garten ist ebenfalls riesengroß und hat von Olivenbäumen über Hühnerstall bis Gemüsebeet alles zu bieten was man zum Leben braucht. Das Wasser kommt vom Himmel und die Wärme ebenfalls. Wurmfarm, Kompost, Recycling - Alles da! Und trotzdem hat unser Gastgeber das Prinzip wwoofing nicht verstanden. Schade eigentlich.

Wie geht man um mit einem Menschen der dir nur einsilbige Antworten gibt und zum Lachen in den Keller geht? Dem man es, egal was man anfasst nicht rechtmachen kann und ständige Unzufriedenheit ausstrahlt, sei es weil du in seinen Augen nicht schnell oder eben nicht gut genug arbeitest. Der ständig komische Bemerkungen fallen lässt, aber nie direkt sagen kann was er erwartet oder möchte. Mit Jemandem der immer zwischen Gefühlslage unzufrieden, sauer und deprimiert herumtänzelt? Henrik und Ich haben bald genug. Selten haben wir uns in Gegenwart eines Menschen so unwohl gefühlt. Nach 5-6h Arbeit täglich hat man Hunger. Und ja wir essen nicht wenig aber wir sind auch keine Schweine die jemandem die Haare vom Kopf fressen. Das Essen fällt aber leider so spärlich aus wie die Konversation am Essenstisch. Ich hasse es. Der witzige holländische Nachbar der uns zu einem Bier einlädt, uns Snacks auf den Tisch stellt und uns mit auf einen kleinen Flugausflug mitnimmt ist ein wahres Licht am Ende des Tunnels. Nach sechs Tagen Big Sky sind wir einfach froh gehen zu koennen. Ich habe rein nichts über den "organic lifestyle" den wwoofing eigentlich vermitteln sollte gelernt. Ich hab in dieser Woche kein einziges mal herzlich gelacht und 100h meines Lebens geopfert es einem arrogant-distanzierten Menschen recht zu machen der so menschlich ist wie seine kühle grau-weisse Designereinrichtung. Nie wieder! 

    Schaffe, schaffe Häusle baue - Butterbrot statt Schnitzel kaue ;-)

   Unser Arbeitsplatz im Grünen.

Zurück in Nelson schlendern wir über den Wochenmarkt. Henrik isst seelig seine echte deutsche Bratwurst und ich mein köstliches Veggysandwich. Die Sonne strahlt, die Menschen sind happy, der Zorn verfliegt. Wir sind uns einig dass diese Erfahrung Alles in allem doch nicht die schlechteste war. Wir haben schliesslich etwas gelernt: Man kann im schönsten Haus mit der besten Aussicht über der schönsten Bucht sitzen - und trotzdem ziemlich unglücklich sein.



Noch ein paar Bildchen aus der Reihe: Das Leben ist wieder schön :-) oder WE LOVE Nelson





    Ukuladys :-)
 



Bis bald! -Mona-