Henni ist frisch verliebt. Und das nicht in mich.
Noch ein paar Tage bis zu unserer nächsten Base. Der Fox Glacier und 3 Wochen Arbeit wartet schon auf uns. Die Tage dahin füllen wir mit schönen Erlebnissen und Eindrücken. Ein kleiner Ausschnitt davon:
Woher ich das weiss? Immer wenn er von IHR redet bekommt er diese kugelrunden, glänzend-strahlenden Augen, die ihm eine gewisse Ähnlichkeit mit Spongebob verleihen. Die Mundwinkel tendieren dann etwas mehr als sonst nach oben und er streicht sich noch öfter durch seinen Bart-Urwald, der dank des traditionellen Movembers furchterregend auswuchernde Formen annimmt. Wenn man frisch verliebt ist, wird man eben unberechenbar.
"In LOVE!"
Wenn ihr mich fragt ist SIE eindeutig zu schwer, zu kantig und nicht ganz sauber. Aber so richtig übel nehmen kann ich ihm seine Schwärmerei auch nicht. Wir haben so viel darüber diskutiert, abgewägt und kalkuliert dass ich mittlerweile einfach nur froh bin das alles vorbei ist. Es war eine ziemlich schwere Geburt die sich irgendwie doch für uns beide gelohnt hat. Nach all dem hin und her ist unser erster gemeinsamer fahrbarer Untersatz immerhin ein Bus!!! IHR Name ist EMMA. Oder wie unser Mechaniker sagen würde: "She's a good old girl!" Nissan Urvan, 24 Jahre alt und 213.000 km auf dem Buckel. Ich glaube er hat da gar nicht so unrecht. Und najaaa... Ein klein wenig verliebt bin ich ja auch. Vielleicht ein wenig mehr als mein Hitchhikerherz zugeben möchte ;-).
Ein ganzes Reisemonatsbudget haben wir für sie hingeblättert. Matratze, Wassertank , Campingkocher und viel Stauraum inklusive. Wir fahren jubelnd Richtung Küste, hören saulaut Led Zeppelin und sind absolut glücklich. EMMA ist nicht einfach nur ein Bus. "The good old girl" ist eine weitere Verwirklichung eines kleinen Traums, auch wenn sie aus keinem VW-Werk kommt und neben einem T1 eher wie das hässliche Entlein aussieht. Hippie-Allüren machen sich trotzdem breit. Nackt im Wald duschen, bunt und barfuss rumlaufen, Biogemüse direkt beim Bauern kaufen. Geht auf einmal alles wie von selbst. Jaja die scheiss Hippies, die nehmen doch nur Drogen! sagt die Omma. Die Omma war ja auch noch nie in Neuseeland! Da braucht man nämlich keine! Das drumherum ist so schön und die Menschen so friedlich dass man mit Blumenkranz im Haar für selbstverständliches Landschaftsinventar gehalten wird. Nackt rumlaufen sollte man vielleicht trotzdem vermeiden. Man will den Pinguinen ja nicht die Show stehlen...
Obacht! Pinguin!
Wir erkunden die Gegend wie immer mit vielen Aaaahhhhhsss und Oooohhhs, sind mit dem Schaltknüppel LINKS auf Konfrontationskurs und immer auf der Suche nach einem halblegalen Übernachtungsort. Auf einen Tipp hin lassen wir uns an einem Strand nieder und werden sogleich von einem Nachbarn besucht. Tief zerfurchtes Gesicht, stahlblaue Augen, Axt über der Schulter, ernster Gesichtsausdruck. Scheisse. "You know everything about illegal camping and stuff?" fragt er uns direkt ohne eine Miene zu verziehen. Unsere Blicke wandern schuldbewusst nach unten. "The thing is..." sagt er und grinst schelmisch "We just don't care! Stay and enjoy this beautiful place with us! Why shouldn't we share this, eh?!" fragt er und macht eine einladende Handbewegung in Richtung Strand. Mein Gott ich L I E B E dieses Land, denke ich und strahle den Mann eine ganze Weile an.
Die erste unbequeme Nacht auf der kleinen, durchgelegenen Matratze zieht zwei Schlüsse nach sich:
1. Bett muss definitiv ausgebaut werden.
2. Es gibt eindeutig schlechtere Orte um zu frühstücken.
Noch ein paar Tage bis zu unserer nächsten Base. Der Fox Glacier und 3 Wochen Arbeit wartet schon auf uns. Die Tage dahin füllen wir mit schönen Erlebnissen und Eindrücken. Ein kleiner Ausschnitt davon:
Für die kommenden Tage hoffe ich einfach dass die Nächte nicht ganz so unbequem werden, die Tage schön sind und unsere Emma währenddessen nicht ihren Geist aufgibt. Wäre einfach zu schade und trotz Orientierungslosigkeit und Linksverkehr würde ich am Ende doch gerne sagen können: " EMMA gut - Alles gut!"