"Eier, wir brauchen Eier!"

sagt Henni und zitiert dabei nicht etwa Oliver Kahn sondern bezieht sich auf den von ihm eigens erdachten WM Planer. So ein schickes Ding um an die Wand zu hängen, mit Diagramm und Flaggen und allem Pipapo ist in Tutukaka natürlich nicht zu haben. Deshalb: Eier.
Ein paar Flaggen aufgepinselt und in Eierkartons gesetzt, fertig ist der WM-Planer. Das nach jedem K.O-Spiel ein bis zwei Eier fürs Frühstück abfällt ist natürlich ein Bonus.

 
Die Zeitverschiebung beschert uns schlaflose Fussballnächte. Das wir nicht ins absolute WM Fieber ausbrechen mag aber auch an den Kiwis liegen. Neuseeland ist nun mal eben eine reine Rugby Nation. Auf "Soccer" wird immer ein wenig herabgelächelt. Da wird ja schliesslich nicht so viel geblutet wie bei den körperbetonten Rugby Spielen. Für public viewings fehlen NZ schon aufgrund der geringen Einwohnerzahlen (4 Mio) die Massen, was uns nicht davon abhält das ein oder andere Spiel in der Restaurantbar anzusehen. Früh aufstehen und eine schwarz-rot-gold-Wange sind natürlich Pflicht. Noch kurz nachschauen was der deutsche Bundestag so auf dem Programm hat, während Fussballdeutschland vor der Glotze klebt (man weiss ja nie) und dann ab zum Spiel. Unsere Kollegen machen sich einen Spass daraus uns beim jubeln zu beobachten und schütteln ungläubig den Kopf wenn wir wie kleine Kinder auf und ab hüpfen. Obwohl sich meine Fussballbegeisterung im Allgemeinen in Grenzen hält, gefällt mir der Gedanke, dass das Spiel auch von allen Freunden & Verwandten in Deutschland genau im gleichen Moment mit der selben Spannung verfolgt wird.

   Beim Nightfishing gefangen: Ob der Oktopus wohl auch Ergebnisse vorhersagen kann?

    Good morning New Zealand!


    Good morning Ladys!


   & Good morning Deuuuutttssschhhlaaaand!

Nach dem Spiel gehts dann, happy und immer noch mit Deutschland-Flagge im Gesicht zur Frühstücksschicht. "German?" rümpft ein alter Herr die Nase um noch prompt hinzuzufügen "Aren't you guys still living in disgrace?", "I would be so embarassed" sagt noch ein anderer und meine Euphorie ist schlagartig verflogen. Ich bin geschockt. Ausserdem habe ich nicht die "Eier" um den Kaffee auf den Tisch zu knallen und zu verkünden dass er sich seinen Frühstücksfrass ab sofort selbst besorgen kann. Ich verhalte mich so, wie man es von mir als Bedienung erwartet. Ich platziere das Bestellte auf den Tisch und verschwinde mit meiner Wut im Bauch Richtung Küche. Erstmal durchatmen. 

Kollegin Logan die alles mitgehört hat, steht sofort hinter mir und fängt an sich stellvertretend für ganz Neuseeeland zu entschuldigen. Barman Pete schlägt vor sich ebenfalls schwarz-rot-gold zu bemalen und Chef Nick murmelt so etwas wie "fucking racists" und fragt ob ich "alright" bin. Bin ich? Weiß ich auch nicht so genau. Kein schönes Gefuehl in den Augen manch anderer Leute nicht  willkommen zu sein, auf etwas reduziert zu werden dass mit mir als Person nichts zu tun hat. Ich bin alles andere als ein Patriot. Traurig finde ich es trotzdem. Die Flagge bleibt wo sie ist, ich bediene den Tisch bis zum Schluss, mit dem schönsten Strahlen dass ich zustande bringen kann und trotze den grimmigen Blicken die ich dabei ernte.
 "Well done german girl!" ruft mir die Frau vom Nachbartisch zum Abschied zu, lacht und winkt. Die zwei Herren gucken nur blöd aus der Wäsche. Genugtuung kann so gut tun...

Den WM Planer aktualisieren auch! Nicht nur dass das Deutschland Ei in die Mitte hüpfen darf, aus dem Algerien Ei zaubern wir ein leckeres Spiegelei mit Spinat und Harissa. Yummy. Bleibt nur zu hoffen dass es am Freitag Crepes statt Eier mit Bratkartoffeln zum Frühstück gibt...



Wie immer mit viel Liebe und Jubel aus Tutukaka, New Zealand -Mona-




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