Teilzeithippie

Lange hats gedauert bis es mich nun wieder in den Fingern juckt. Ein aktueller Blogeintrag ist schon mehr als überfällig. Aber anders als ein Vollzeithippie, der den ganzen Tag nackt durch die Gegend hüpft und sich des Lebens freut, muss ich als Teilzeithippie einer Arbeit nachgehen und unsere Brötchen verdienen. Keine Sorge, ich mach das angezogen.

Geldmangel hat dem Reiselotterleben vorerst ein Ende gesetzt, und so wundert es auch nicht dass wir uns ratzfatz in der typischen Arbeitsalltagsblase wiederfinden. Aufstehen, Frühstücken, Arbeiten, Essen, Arbeiten, Essen, Schlafen, Aufstehen. Meinen Job als Kellnerin habe ich dankbar an den Nagel gehängt und mir geschworen, für keinen indischen Arbeitgeber mehr tätig zu werden, es sei denn ich habe das unwahrscheinliche Bedürfniss wie eine Haussklavin behandelt zu werden. 
Stattdessen arbeite ich jetzt bei einem Lieferanten für Bio-Gemüsekisten. Ein bisschen Grafikdesign, ein wenig Büroarbeit und ganz viele nette Kunden die anrufen und sich über von Raupen angeknabberte Maiskolben wundern. Die Arbeit macht mir viel Spass, die Kollegen sind unglaublich nett, hilfreich und sehr gelassen, was ein wirklich tolles Arbeitsklima erzeugt. Ich komme regelmässig mit Massen an Biogemüse zu Hause an und stehe stundenlang in der Küche um meinen Flexetarier Freund der in der Bullenhitze auf einem Stahlgerüst schuftet (und dabei das Perth Museum restauriert) bei Laune zu halten. 

    Schaffe, schaffe....

       Küchen-Blumenfee

    Henry the Laundryboy

    Haus, Hund und Hof

    Spätzlesession mit Mitbewohnerin Akane

    Achja und wir wohnen quasi am Meer ;-)
Unser Wohnwagen verwandelt sich bei angehenden 35 Grad in eine Sauna und lässt auch die letzten Lebensenergien verdampfen. In meiner Freizeit spiele ich am liebsten mit Dreck, Stroh, Schafskoot und Sand. Am liebsten barfuss (so viel Hippie muss sein!!!). Mein aller erster eigener Garten ist der Grund weshalb ich öfters im Kreis tanze. Wenn etwa die Tomaten blühen, die erste kleine Zucchini heranwächst oder Bohnenpflänzchen sich ihren Weg in den Himmel suchen. Da Fremantle sprichwörtlich auf Sand gebaut ist, kommt das tatsächlich einem Wunder gleich. Keine Saattheke ist vor mir sicher, kein Halm auf dem Kompost bleibt ungewendet, keine Pflanzenveränderung unkommentiert und kein Tag vergeht an dem Henrik nicht genervt die Augen verdreht. Etwa wenn ich um sechs Uhr morgens aufstehen will um die Setzlingen zu checken. Könnten ja Horden von Schnecken eingefallen sein. Oder salatmampfende Kängurus. Obwohl, bisher kennen wir die ja nur vakuumverpackt aus dem Kühlschrank. Oder wenn ich zum dritten Mal am Tag unsere Wurmfarm inspiziere, die könnten sich in der Zwischenzeit ja verdoppelt haben. Armer Henrik. Er hat sich die Affaire mit der Gärtnerin wohl ein wenig anders vorgestellt. Aber jetzt weiss er zumindest wie ich mich fühle wenn er mich mit seinem Fussball-Wissen bombardiert. Ziemlich ratlos.

Die erste Ernte -Radiessche!

    Die Sombrero-Gärtnerin beim Zaun-bauen

Insgesamt stellt sich heraus dass ich meinen Garten mehr brauche wie er mich und dass ich noch nie so viel so schnell gelernt habe wie barfuss, dreckig und mit Gieskanne bewaffnet. Und dann gleichzeitig noch eine leckere Ernte einfahren! Wann hat man eigentlich aufgehört Gemüse für den Eigenverbrauch anzubauen und angefangen gespritzte Ware um die halbe Welt zu verschiffen? Macht doch irgendwie gar keinen Sinn! Wir sehen vieles inzwischen mit ganz anderen Augen und merken bereits wie eine länger Reise das Leben und Denken beeinflusst. Auch im Alltag. Das einzige was mich wohl davon abhält meinen Lebensstil radikal zu ändern, von Luft und Liebe zu leben und den ganzen Tag glücklich Blümchen anzuschauen ist derzeit "unser" Hund Harry. Der buddelt nämlich mit Vorliebe in meinen Gemüsebeeten und vergräbt seine verschimmelten Fleischknochen die ich unfreiwillig wieder ausgraben darf. Dann stampfe ich so gar nicht peace & love - mäßig auf den Boden, laufe rot an und schreie Haus und Hof zusammen "HAAAARRRRRRYYYYYYYYY!!!!!"

Teilzeithippie sein ist eben nicht immer leicht.

   Frech und unzähmbar

    Genau wie ich ;-)


Machts gut ihr Hübschen!!!
-Mona-


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