Oooooooohhhh-saka!

Irritiert kauen wir auf den salzigen Zuckerschoten rum die unsere Bedienung auf den Tisch gestellt hat. Akane blättert konzentriert durch die Speisekarte und tippt mit lockerleichten Flinkefingern unsere Bestellung ins ipad. Ich bin einfach nur glücklich mal nicht mit der Sprachbarriere kämpfen zu müssen und unsere japanische Ex-Mitbewohnerin alles in die Hand nimmt. Man kann schon Vegetarier sein und Japan bereisen. Man kann sich auch ganz ohne Sprachkenntnisse durchs Restaurantmenü durchboxen. Aber beides zusammen ist schon ne ziemlich bescheuerte Idee.


    Tempel besichtigen statt Fuji besteigen...




    Make a wish!


    Herzbube

   Versucht sich im Sünden-rein-waschen - wenns mal wieder länger dauert!

   Take me to Osaka!



    Yaaaay!

Wie?! Kein Fleisch, kein Fisch? Auch kein Bacon?! Japaner verstehen diese seltsamen westlichen Essgewohnheit nicht. Selbst unser weitgereister Gastgeber am Mount Fuji fragt unsicher ob ich denn Oktopus esse. Da sich der heilige Berg beleidigt hinter dicken Gewitterwolken versteckt bin ich sowieso heilfroh im aerodynamischen superschnellen Hochgeschwindigkeitszug "Shinkansen" (Bullet train) Osaka entgegen zu flitzen. Unser Glück dass Akane genau zur richtigen Zeit einen Stop in ihrem Heimatland einlegt um uns in Osaka zu treffen. Da Feiertag ist haben wir die Ehre sie wischen 1000 anderen Japanern ausfindig zu machen was uns trotz konzentriertem Gesichterscan nicht gelingen will. In der Masse sehen sie eben alle gleich aus. Dank Henriks hell strahlenden Goldlöckchen hören wir aber bald ein "ooooooohhhhhhh Welcome in ooooohhhhsaka!" und Akane taucht irgendwo aus dem Menschenmeer auf. 




Jetzt sitzen wir in einem traditionell japanischen Pub und schauen ihr glücklich beim Bestellen zu. Die Zuckerschoten sind unangenehm zäh und die Leute am Nachbartisch schauen etwas böse drein. Akane schaut auf und bricht in schallendes Gelächter aus. "Nooooo! Ohhhhh you must not eat the whole bean, just the inside!" Mit einem gekonnten Griff zeigt sie uns wie man an die Samen kommt und was man mit dem Rest macht. Ich wette das ist nicht das erste Mal, dass wir uns so gar nicht japanisch verhalten. 

Nach einem leckeren Essen, viel Sake und "kanpaiiii" (Prost!) wandern wir noch ein wenig durchs schrille Viertel Amerika-mura und lassen uns vom Lichterzirkus bezaubern bevor Akane ihre Weiterreise antreten muss. "Oooooohhhhhh was nice to see you in ooooohhhsaka!" sagt sie, drückt uns und verschwindet durch das Ticket-gate in die Tiefen des U-bahnnetzes.

   Kanpaiiii!













Unser Osaka-Abenteuer ist hier noch nicht vorbei. Eine Nacht in einem sogenannten Capsulehotel zu verbringen steht ganz oben auf der Japan-Wunschliste. Nix für Menschen mit Klaustrophobie, leichtem Schlaf oder extremen Körperumfang/grösse. Für etwa 25 Euro bekommt man eine mit Licht, Fernseher und Alarmuhr ausgestatette Schlafkapsel samt Kimono, Zahnbürste und 2 Wattestäbchen. Nach Geschlechtern getrennt sind die blitz blanken Kapselwände auf mehreren Ebenen verteilt und mit Chipkarten versehen. Die einzelne Kapsel ist überraschend geräumig und ein Bambusrollo sorgt für die nötige Privatssphäre. Schnarchende Nachbarn muss mann aber dann doch ertragen können. 

So läufts:

    1. Schuhe aus!

    2. Schühchen ins Schränkchen

    3. Kapsel finden

   4. Kapsel bestaunen (oooohhhhh)

   5. Gemütlich einrichten

   6. Schlafen. Naja, theoretisch.

Gut geschlafen, frisch geduscht und happy treffe ich in der Lobby auf einen etwas zerknittert-zerknirschten Henrik der die Kapselerfahrung offensichtlich nicht ganz so genossen hat. "Oooooooohhhhhh" machts und reibt sich feste am Rücken. Ein Kaffee und eine Butterbrezel vom Bahnhofsbäcker mit dem tollen Namen mönchen gladbach machen aber alles wieder gut. 

Wir verdanken Osaka ein yummi Abendessen, Reizüberflutung und eine neue Schlaferfahrung. Arigato O(ooooohhh)saka!

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