Shake it like an Indian DELUXE Bus!

Mit der indischen Eisenbahngesellschaft im Sleeperabteil reisen? Pfff, ist was für Anfänger! Wer die Schlaglochdichte Indiens hautnah erleben will der fährt mit dem Deluxe Sleeper Bus! Man nehme also einen heruntergekommenen Bus, einen missgelaunten Fahrer, unten Sitzreihen, oben Schlafkojen mit indisch-geschmackvollen Gardinen und dann kanns losgehen!



Die 400 Kilometer von Rishikesh nach Agra verbringen Henrik und ich zusammen auf 2qm und mit der Hoffnung irgendwie Schlaf zu finden. Selbst wenn uns das Gerüttel nichts ausmachen würde, beim nächsten hupen (und alles was einen Motor hat hupt hier quasi ständig) würden wir kerzengerade in unserer Koje sitzen. Für den unwahrscheinlichen Fall dass man trotz allem Schlaf findet, dröhnt irgendein Hare Krishna Sound aus den Lautsprechern. Den absoluten Geräuschpegelrekord knackt aber ein Chai-verkaufender, schreiorganbesitzender kleiner Mann der bei einem Stop plötzlich den Bus entert. "Chaiiiii, Masalaaaahhh, Chai! Chaiii!!". Die Oropax kann man sich also genau so gut in die Nase stecken.

Nach 12h Busfahrt und Ankunft in Agra will mich mein Rücken lieber heute als Morgen verlassen. Wir werden auch hier wieder sofort von Schleppern empfangen. "Where do you want to go?, Rikscha?, Hotel? Taj Mahal? Very cheap, Good price!!!" Man sagt dann gefühlte 1000mal Nein und geht seine eigenen Wege. Wir kümmern uns zuerst um unsere Zugtickets nach Varanasi ( Eine bürokratische Meisterleistung, Fazit: Wir lieben die Deutsche Bahn!) und machen uns auf den Weg zu einem Rooftoprestaurant mit Taj Mahal-Blick. Nachdem sich die Mittagshitze etwas verzogen hat und die Strapazen der letzten Fahrt auskuriert sind wollen wir uns das Ganze aus der Nähe anschauen.

Das Miniatur-Taj Mahal weicht einem wunderschönen strahlenden Palast direkt vor unserer Nase. Obwohl schon so oft auf Fotos gesehen ist es live einfach unglaublich schön. Shah Jahan muss seine Lieblingsfrau unheimlich geliebt haben, 14 Kinder kommen ja schliesslich auch nicht von ungefähr. Wir schlendern durch die Anlage und stehlen dem Palast bzw. Mausoleum regelrecht die Show. Als wandelnde Fotoattraktion müssen wir für viele, viele Familienfotos herhalten. Aus dem versprochenem einzigen Foto werden dann ganz schnell 10. Verschiedene Familienmitglieder werden umgestellt, ausgetauscht und zurechtgerückt. Die Inder sind dann total happy während wir keine Ahnung haben was sie mit den Bildern zuhause anfangen. Die Frauen winken auch immer wie verrückt und giggeln wenn man Ihnen auf der Anlage wiederbegegnet. Sie spinnen halt ein bisschen, die Inder!

Wir lassen den Mittag ausklingen und begeben uns per Fahrradrikscha zum Sadaar Bazaar um noch einen Happen zu essen. Unsere unfassbar dreckigen Flipflopfüsse waschen wir vorher noch, zum Vergnügen der umstehenden Männer, an einer aufgebrochenen Wasserleitung. Die gelbe Brühe dient den Strassenbewohnern auch als Wasserquelle für alle Aktivitäten - Bon Appetit

Auf dem Rückweg zum Bahnhof mache ich meine erste Begegnung mit bettelnden Strassenkindern. Man weiss, man darf ihnen nichts geben, aber wenn sie 10 Minuten in zerlumpten Kleidern ärmelzupfend neben dir herlaufen dann fühlt man sich als superreicher Europäer der auf stur stellt, sehr sehr mies.

Mit dem Zug geht es weiter nach Varanasi, der heiligsten Stadt in ganz Indien - ich bin gespannt welche Erlebnisse die Gangesstadt mit sich bringt!