Shoppinglust & Teatimefrust

Wir sind im reichen Süden angekommen. Es gibt kaum Bettler, die Strassen sind wesentlich besser und die Stadt Mysore wird von Grünanlagen und Kolonialgebäuden bestimmt. Shoppingmalls und Kinokomplexe säumen die Strassen, es gibt Supermärkte und ich werde ab und an nicht wie ein übles Anhängsel von "meinem Mann" behandelt.


Auf dem Weg zum buntesten Gemüsemarkt Indiens sehen wir Frauen, die schwere Obstwannen, Einkaufstüten, Reisekoffer oder Bauschuttkörbe auf ihren Köpfen balancieren und fragen uns wer nun die wahren Topmodels dieser Erde sind. Wir passieren Bananenquartiere, Ananasviertel und (würgreizerregende) Schlachtareale. Jede Strasse scheint hier ihre eigene Bestimmung zu haben. Der Markt selbst ist ein Farbenmeer mit allen erdenklichen Gemüsearten, Gewürzen und Düften. Ich will für immer hier bleiben und die leckeren roten Bananen essen bis ich nicht mehr durch die "Kuhbarrieren" passe (An allen Eingängen sind versetzte Pfosten angebracht, das "Kühe-müssen-draussen-bleiben"-Schild fehlt aber noch). Wir feilschen, wie allgemein üblich, um den Preis von Bananen, Melonen und Granatäpfel, sehen fussballgrosse Papayas, faustgrosse Mangos und wundern uns über runde Gurken und grüne Tomaten.



    



Kontrastprogramm Supermarkt: nicht weniger ein Erlebnis.
Die Gemüseabteilung ist riesig und die Exoticabteilung beherbergt Birnen und Rosenkohl zu Wucherpreisen. Man wiegt nicht selbst sondern lässt wiegen, was dem Kampf um eine Fahrkarte am Bahnschalter in etwa gleich kommt. Inder können nicht Schlange stehen und warten bis sie an der Reihe sind. Es gilt "ich zuerst" und so sehen wir uns oft gezwungen genauso zu drängeln, unsere Ellbogen einzusetzen und penetrant mit unserem Geld zu wedeln oder in diesem Fall, mit unserem Obst. Globalisierung sei Dank gibt es hier alles was es im Westen auch gibt und mehr - nämlich Service. Jede Abteilung hat ihren Spezialisten, den man angesichts der vielen Sorten Reis, Hülsenfrüchte und Getreide wahrscheinlich auch braucht. An der Supermarktkasse geht der Kampf weiter, und statt Kleingeld hat die Kassiererin Bonbons in der Kasse. Ein in Indien allgemein akzeptiertes Rückgeld wenn der Kleinbetrag nicht ausbezahlt werden kann. Beim Verlassen des Marktes muss man den Kassenzettel dann noch abknipsen lassen und der Wachmann wünscht einen schönen Tag.

Unser Geld werden wir nicht nur beim Shoppen los, sondern auch dank der berühmten indischen Korruption - im prächtigen Maharaja Palast von Mysore. Ein Foto im Ballsaal genügt dem Wachmann um alles zu konfiszieren und uns die Polizeiwache anzudrohen, es sei denn... "Bakschisch" heisst das Zauberwort! Die unmissverständliche Schmiergeldforderung begleichen wir mit 500 Rupien (8 Euro) - ein teures Foto und eine unvergessliche Erfahrung. 



Weil uns auch wirklich nichts erspart bleibt hat unser Bus nach Ooty zwei Pannen. Während die Busjungs den Reifen wechseln bzw. die Bremsen reparieren stehen wir am Strassenrand und winken den Kindern in vorbeifahrenden Autos zu. Nach der dritten Panne wechseln wir den Bus und fahren zur unerwartet hässlichen Hillstation Ooty. Wo sind die Teeplantagen, die Pflücker, das englische Siedlerflair?! Die Preise und das Klima sind auf jeden Fall Englisch genug. Ein wenig enttäuscht verlassen wir die Nilgiri Blue Mountains mit der alten Schmalspurbahn, geniessen wundervolle Aussichten und ich freue mich aufs Meer...