Manchmal hilft eben nur noch eins: beten!

Die Augen zu, meine Fingernägel bohren sich in Henriks Oberschenkel und ich tue etwas das ich schon ewig nicht mehr getan habe: Beten. Zu allen Göttern die es gibt, mal gab oder vielleicht noch geben wird. Der Grund? Ich fliege mit der Real Tonga Airline zur nördlichsten Inselgruppe des Königreichs: Vava'u.
Das  wir nun tatsächlich im Flugzeug sitzen und abheben ist an sich schon ein Wunder. Mit 2 Stunden Verspätung (Island Time) steigen wir in das Propellermaschinchen um 10 min später wieder auszusteigen. Das Wetter spielt nicht mit. Nach einer Stunde dann wieder einsteigen und nochmal das handgeschriebene Boardticket vorzeigen. Auf den leeren Fensterplatz darf Henrik natürlich nicht ausweichen da er sonst die Balance der Aluminiumschüssel durcheinander bringen könnte (Mal im Ernst...Henrik?!) und so sitzt er brav neben mir und ruiniert sich seinen linken Oberschenkel. So ein Propellerflugzeug ruckelt und schaukelt beim Abheben das ich direkt die Abwesenheit von (Entschuldigung) Kotztüten feststellen muss. Auch Henrik ist ganz weiss im Gesicht, wobei ich natürlich nicht weiß ob das auf mein oder sein eigenes Unwohlsein zurückzuführen ist. Auf jeden Fall bitte ich höflichst darum heil wieder auf die Erde oder doch zumindest erst einmal heil in die Luft zu kommen. Ich mache die Augen auf und wage einen ängstlichen Blick nach draussen.

    Grauer Himmel, kleines Flugzeug, große Angst
    Mr Henrik & Mrs (Ra)Mona on board!

Unter den Tragflächen erstreckt sich der Pazifik, Tongas unzählige Inselchen und Schäfchenwolken... Ist fliegen nicht etwas wundertolles? Meine Übelkeit ist schlagartig "verflogen" und ich hänge den ganzen Flug über am Fensterglas.





Sicher gelandet und glücklich suchen wir das Gepäckband. Das es sich im Falle von Tonga um eine Art hölzernes Gepäckpodest handelt hätten wir uns ja schon denken können. Dass unser Gepäck darauf gar nicht auftaucht aber nicht. Mit 5 anderen Menschen gucken wir 20 min dumm aus der Wäsche, bis ein klitzekleines Miniflugzeug gleich neben unserem landet und es aussehen lässt wie eine Boeng 747. Nach 2 Passagieren folgen ein paar Gepäckstücke und wenige Minuten später umarme ich glücklich meinen Rucksack. Henriks ist nicht dabei. Wir stehen allein an der Gepäckausgabe und gucken uns nach offiziell aussehenden Menschen um. "Ach echt ihr wartet noch auf Gepäck?" fragt man verwundert "Kommt bestimmt mit dem nächsten Flieger!". Und wann kommt der? "So in einer Stunde...Vielleicht". Beten. In Tonga hilft nur beten.


    Wieder vereint: Unsere Rucksäcke

Mafana Island heisst unser erstes Ziel in Vava'u. Eco Backpackers. Kein Strom, Regenwasserdusche, Kompostklo, Bambushütte, Hängematte, Buch, Beachküche, Baumschaukel, Strand. Wunderschön! Fünf Tage relaxen, Unterwasserwelt entdecken, mit unseren drei "Mitbewohnern" am Strandfeuer sitzen, die Sterne bestaunen, Muscheln sammeln und glücklich sein. Wer braucht schon ein 5 Sterne Resort?








   Seastaaaaar!


    Fisherman & Friend

   Schicke Handtasche!

Auch auf Mafana kommen wir nicht ohne beten aus. Eine Kakerlake in Henriks Schnorchel ist Grund für sein Stossgebet: "Bitte keine weiteren Mitbewohner in meinem Rucksack". Weil ich mir bei meinen Robinson-Crusoe Speerschnitzeraktivitäten die halbe Fingerkuppe abhacke und mich auf einer quasi unbewohnten Insel befinde, lautet mein Stossgebet: "Bitte lass Henrik von dem vielen Blut nicht umkippen, ich brauch jetzt jemand der mich verarztet". Er sieht zwar verdächtig bleich aus, managed die Verbandsaktion aber so gut, dass mein Finger eventuell nicht abfault und wir somit nicht früher nach Australien fliegen müssen.
 
    St. Joseph in Neiafu

   The Tongan-Smile

    Zum Gottesdienst in schwarz und Bambusmatte

    Transport Tongan-Style

Beten hilft also. Warum also nicht den Sonntag mal in der Kirche verbringen. Wenn alle Tonganer so auf den Gottesdienst abfahren muss da ja irgendwas dran sein. Und tatsächlich! Der Gesang ist einfach mitreisend, umwerfend und wunderschön. Wer hätte gedacht dass ich mal von einem Kirchenchor schwärme? Ich nicht! Aber Butter bei die Fische, die Predigt ist so lang dass sogar unsere Insulaner einschlafen (scheint hier aber Niemanden zu stören). Noch 1h soll das so weiter gehen? Wie soll ich da denn die Augen offen halten? 

Manchmal hilft eben nur noch eins: beten. 





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