- Böse Menschen haben Radios
Ja Papa, brauchst nicht zweimal hinschauen. Ich zitiere dich tatsächlich in meinem Blog. Ich kann mich nicht erinnern wie oft ich diesen Spruch von dir gehört habe. Muss wohl sehr oft gewesen sein. Sehr sehr sehr oft. Und ich wollte dir nur sagen wie recht du damit hast.
Meine Empfehlung für deinen nächsten Urlaub: Lass Südtirol links liegen und nimm den langen Weg nach Tonga auf dich! Es wird sich lohnen! Denn wie du schon ahnst wird auf Tonga mehr gesungen als Radio gehört und es gibt nichts was ich mir mehr vorstellen kann, als dich, zwischen 20 übergewichtigen Tonganern die aus voller Kehle zur Ukulele trällern als gäbs kein morgen.
Tatsächlich sind wir hier so sehr von Gesängen umgeben dass wir es kaum mehr wahrnehmen wenn aus der Kirche, dem Café, dem Bretterbudenshop oder dem Gemüsemarkt melancholisch-melodische Südseeklänge an unser Ohr dringen. Singen ist tonganisches Kulturgut und gehört in den Alltag wie für manch andere eben das Radio.
Den ersten richtigen Kultureinblick bekommen wir auf der Insel Ofu. Ein kleines Dorf, Solarstrom, Kaltwasser, Schweine, Hunde, Kühe, Palmen, drei Kirchen, 100 Einwohner. Das mag nicht so ganz nach Urlaub klingen, ist aber so viel mehr als nur Palmen, Strand und Meer.
Paradiesische Strände
Haarpracht Tonganstyle
Gemeinsamer Englischunterricht für vier Klassen
Und für Klasse 3. :-)
Faulenzen :-)
Neben relaxen am Strand, Büchern in der Hängematte und Schulbesuch werden wir noch zu einer Chorprobe und zu einer Kava-night eingeladen.
Kava ist ein Pulver dass aus einer Wurzel gewonnen wird. Mit Wasser vermischt ergibt das eine ordentliche Schlammbrühe die aus einer Kokosnussschale getrunken wird. Was man verpasst wenn man es nicht trinkt? Das Gefühl aus einer Pfütze getrunken zu haben, ein taubes Mundgefühl und Männer die zwischen Dorfgetratsche ihre Lungenkapazität zur Schau tragen. Kava trinken ist eigentlich ein Männerding. Sind Mädels anwesend ist das immer ein Grund zum Imponieren und wie soll das in Tonga denn anders passieren als über die Stimmbänder. 20 Tonganer erweisen uns die Ehre und ich werde das Gefühl nicht los, dass die Tongajungs auch nix dagegen hätten wenn ich mich direkt hier niederlassen würde. Die Kinder vom Chor haben mich bereits adoptiert und begrüssen mich per Handschlag, Hunde wedeln freudig mit dem Schwanz wenn sie mich sehen und Männer zeigen so viel Präsenz dass dem Henrik schon ganz mulmig wird.
Singen mit den Kids
Kava night auf Ofu, prost!
Ich
könnte wohl tatsächlich deinen Rat befolgen und mich einfach hier auf
Ofu Island niederlassen. Aber ganz ehrlich?
Irgendwie fehlen mir die
bösen Menschen mit ihren Radios.
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